Wenn auch nur ein Bruchteil der Ideen umgesetzt wird, sind wir auf einem sehr guten Weg.

Ein kennzeichnender Satz für das Get Together-Wochenende, das vom 15.-17. November 2019 auf dem nebelverhangenen Hohenstaufen in Göppingen stattfand. An drei kühlen Herbsttagen fanden sich 14 ehemalige weltwärts-Freiwillige von Friends of Ruanda e.V. aus den Jahren 2012 bis 2018 dort zusammen, um sich mit Vorstandmitgliedern auszutauschen und über ihre Erfahrungen während des Freiwilligendienstes zu sprechen.

Ein Erfahrungsbericht aus Sicht der Freiwilligen:

Was allen vermutlich gemein war: recht diffuse Erwartungen an das, was die nächsten Tage bringen sollten. Natürlich waren wir durch frühere  Seminartage in Zusammenhang im dem FSJ ein wenig gebrieft, und wir konnten ahnen, was uns bevorstand: Flipcharts, Powerpoints, Warm-Ups, gemütliche Abende zum Austausch von Erfahrungen und vielleicht das ein oder andere Brainstorming. Ansonsten waren unsere Köpfe bei Anreise am Freitag Abend aber hauptsächlich gefüllt mit kreativer Improvisationsbereitschaft und der Vorfreude auf das bevorstehende Wiedersehen. Die „Ruhangos“ drückten die „Gisenyis“ und andersrum, gefolgt von den üblichen Fragen: „Und, wieder eingelebt?“ oder „Was machst du jetzt eigentlich?“.

Auf den harten Stühlen des Seminarraums ging es dann aber ans Arbeiten: In einer Diskussion wurden zunächst Themenpunkte gesammelt, die am Samstag und Sonntag bearbeitet werden sollten und bereits hier fiel auf, dass es weder an Engagement, Leidenschaft, Bereitschaft oder Ideen mangelte und als es zum Abendessen ging, leuchteten die Gesichter.

Die meisten von uns sind wieder angekommen, studieren jetzt, wohnen über ganz Deutschland verteilt und wie es eben so ist, sind Dinge leichter gesagt als getan, weshalb es gar nicht so selbstverständlich war, dass dieses Treffen tatsächlich stattfand. Gleich zu Beginn überraschte uns die Mitteilung des Vorstands, dass bisher genau eine Bewerbung für das Jahr 2020 eingangen war. Wir sahen plötzlich unsere Existenzberechtigung in Gefahr und das gerade, nachdem jeder von uns seine eigene, tiefe Verbindung zum Freiwilligendienst und zu Ruanda gerade wieder aufleben sah.

Jetzt brauchten wir innovative Ideen: Wie kriegen wir schnell neue Bewerber*innen für eine so wichtige und schöne Erfahrung? Machen wir genug Werbung und wenn nein, wie sieht gute Werbung aus? Wie läuft es in den Projekten und mit der Partnerorganisation? Welche Aufgaben können engagierte Ehemalige übernehmen?

Am nächsten Tag entstanden im Handumdrehen Arbeitskreise:

Welche Zielgruppe sprechen wir an? Welches Medium wollen wir nutzen, immerhin sprechen wir hier von Millenial zu Millenial, also fand auch das Thema social media seinen Platz in unserer Diskussion.

Wer sind wir überhaupt? Was möchten wir? Zu was verpflichten wir uns und was können wir bieten? Mit diesen wichtigen Fragen beschäftigte sich eine weitere Gruppe und erstellte ein Leitbild.

Nun scheitern Projekte, Aufgaben und Vorsätze oft an der Umsetzung, trotz großartigem Engagement und genügend Ideen. Also wurden Nahziele und Zuständigkeiten geklärt und all dies geschah in einem Arbeitstempo, über das auch der Vorstand erstaunt war.

Der Sauerstoffgehalt im Seminarraum schwand, die Wangen färbten sich tiefrot und noch vor dem Mittagessen standen Leitbild, eine handfeste Rekrutierungskampagne und Begeisterung.

Auszug aus unserem Leitbild:

Wir verpflichten uns zu:

  • engagiertem Austausch vor, während und nach unserem FSJ
  • stetiger Evaluation
  • Verantwortung für nachfolgende und rückgekehrte Generationen

Ganz im Zeichen dieser Prinzipien setzten wir uns Ziele und diskutierten auch darüber, inwiefern wir zurückgekehrten Freiwilligen mehr Rückhalt und Unterstützung bieten und Probleme in den laufenden Projekten vor Ort lösen könnten.

Das Projekt Paten wurde zurück ins Leben gerufen und somit wird es 2020 für jede Einsatzstelle wieder eine*n Freiwillige*n geben, mit der Aufgabe, sich um die Belange und persönlichen Probleme der aktuellen Generation, zusätzlich zu den zuständigen Vereinsmitgliedern, zu kümmern.

Mit rauchenden Köpfen und viel Zufriedenheit gingen wir in eine wohlverdiente, aber kurze Pause und beschäftigten uns gegen Abend noch mit dem Thema Rassismus und der Frage, was wir Freiwillige tun können, um Vorurteile aus dem Weg zu räumen. Wir diskutierten darüber, in welche Fallen wir tappen und wie wir unsere Erfahrungen darstellen möchten. Viele von uns erzählten, wie schwer es ihnen nach ihrer Rückkehr gefallen war, über ihre Erfahrungen zu sprechen, sei es, weil sie emotional noch zu involviert waren oder aber, weil sie das Gefühl hatten, ein falsches Bild von Ruanda zu vermitteln. Diese Erfahrungen möchten wir zukünftig an kommende Generationen weitergeben.

Der produktive Samstag endete mit einem kleinen Barbesuch und bereichernden Gesprächen, meist darüber, wie man das Zurückkommen erlebt hatte. Die Perspektive eines Freiwilligen von 2012 mit der einer Freiwilligen von 2017 zu vergleichen ist nicht leicht, dafür aber sehr aufschlussreich.

Am Sonntag trafen sich die müden Gesichter ein letztes Mal, um sich zu verabschieden, sich zu bedanken und für die Umsetzung der vielen Ideen zu plädieren. Wie schon gesagt, wenn auch nur ein Bruchteil umgesetzt wird…

Am Ende dieses Berichtes möchten wir uns herzlich bedanken. Mit Menschen zu sprechen, die für das gleiche brennen, die ähnliches erlebt haben und die etwas bewegen möchten, ist etwas sehr Besonderes. Wenn daraus dann noch etwas entsteht, ist das extrem bereichernd.

Wir möchten an all die anderen Ehemaligen appellieren: Es hat sich sehr gelohnt, wir würden uns freuen, wenn nächstes Jahr noch mehr dabei sind. Ihr werdet gebraucht!

An unseren Verein Friends of Ruanda e.V. ein herzliches Dankeschön für die Unterstützung und das Vertrauen und an jeden Freund, jede Freundin von uns: Erzählt es weiter, ermöglicht es anderen jungen Leuten, die gleiche erfüllende Arbeit zu leisten, wie sie uns ermöglicht wurde!