November 2021. Im Dezember 2019 ging ein Näherinnenprojekt für alleinerziehende Mütter in Kabali im Nordwesten Ruandas an den Start. Bereits 2020 konnten die ersten Näherinnen sich selbständig machen. Ihren Lebensunterhalt bestreiten sie nun aus eigener Kraft! Zwei Mitglieder von Friends of Ruanda konnten sich im November 2021 vom Erfolg des Projektes überzeugen. Ein Projektbericht von Vorstandsmitglied Katrin Liebler.
Junge, alleinerziehende Mütter leben oft aufgrund fehlender finanzieller Unterstützung in extremer Armut. Wenn die Kindsväter oder die Herkunftsfamilien die jungen Frauen nicht finanziell unterstützen wollen oder können, führt dies häufig dazu, dass sie sich prostituieren oder straffällig werden, um sich und ihre Kinder ernähren zu können. Um dem vorzubeugen, entstand die Idee zum Aufbau eines Ausbildungsbetriebs im Schneiderhandwerk.
Den jungen Müttern wird durch die Etablierung einer Lernschneiderei mit zwei Ausbilderinnen die Möglichkeit geboten, mit einem erfolgreichen Ausbildungsabschluss ihren Lebensunterhalt eigenständig zu bestreiten, um Zukunftsperspektiven für sich und ihre Kinder zu entwickeln. Die Startfinanzierung von 3.000 EUR für dieses Vorhaben leistete der Weltladen in Langenau mit einem Cocktailverkauf beim Stadtfest in Langenau.
Zwischen Dezember 2019 und Oktober 2020 konnten 16 junge Mütter als Näherinnen ausgebildet werden. In dieser Zeit erlernten die jungen Frauen den Gebrauch von hand- und fußbetriebenen Nähmaschinen, die Verarbeitung unterschiedlicher Stoffe und schließlich das Anfertigen von verschiedenen Nähobjekten und Kleidung. Die maßgeschneiderte Herstellung von Kleidungsstücken nach den Wünschen der Kundschaft gehörte zu ihren Kernaufgaben.
Analog zur Praxis wurden die jungen Mütter in der Theorie des Schneiderhandwerks unterrichtet. Darüber hinaus erwarben sie Basiskenntnisse in Betriebswirtschaft und Buchhaltung.
Beeinträchtigt wurde der Ausbildungsverlauf durch die Coronakrise. Den Auszubildenden wurde durch die staatlich angeordneten Ausgangssperren Nähaufträge mit nach Hause gegeben. Dort fertigten sie, soweit es ihnen ohne Nähmaschine möglich war, die gewünschten Produkte an. Anweisungen und theoretischer Unterricht erfolgte durch die Ausbilderinnen über Sprachnachrichten.
Nach einem knappen Jahr absolvierten acht der 16 Auszubildenden ihren Abschluss mit einem Zertifikat (Leistungsnachweis und Abschlussprüfung).
Mit Unterstützung durch einen ehrenamtlichen Ruander vor Ort führen drei der Absolventinnen in einem angemieteten Raum an der Hauptstraße in Kabali inzwischen eine kleine Nähwerkstatt. Sie haben sich einen Namen gemacht und erhalten Aufträge von der örtlichen Kundschaft. Auch eine vierte Absolventin hat sich selbstständig gemacht. Drei der jungen Mütter haben in anderen Nähstuben eine Anstellung bekommen oder helfen bei hoher Auftragslage aus. Weitere Aufträge, zum Beispiel für das Anfertigen von Schuluniformen, erhalten die Absolventinnen von der Berufsschule Rubavu Technical College (RTC).
Einen Großauftrag erhielt die Schneiderwerkstatt mit ihren Näherinnen im Frühjahr 2021. Der Weltladen in Langenau hat verschiedene Näharbeiten wie Taschen, Rucksäcke, Schürzen, Kulturbeutel und Untersetzer für den Weiterverkauf im Weltladen zur Anfertigung in Auftrag gegeben.
Wir wünschen den Näherinnen weiterhin viel Erfolg und gutes Gelingen!