Familie Zenth verbrachte im März 2013 ihren Osterurlaub in Ruanda. Welche Vorbereitungen sie trafen und welche Abenteuer sie erlebten, das berichten Heike, Andreas und Sohn Lukas hier.
Wie sind wir auf die Idee gekommen nach Ruanda zu fliegen? Ganz einfach: Unser Freund Eliphaz Ntibizerwa, Präsident und Gründungsmitglied von Friends of Ruanda, hat uns erzählt, wie schön Ruanda ist und uns eingeladen, einmal mit zu kommen. So entschieden wir uns im Januar 2013: Wir würden unseren Oster-Urlaub in Ruanda verbringen!
Die Reisevorbereitungen waren teilweise nicht einfach. Da es unsere erste Reise nach Afrika war, gab es viele Fragen zu klären. Um nur einige zu nennen: Welche Impfungen sind nötig, welche Kleidung braucht man? Visa- oder Master-Card?
Am 22. März ging es los: von Frankfurt über Addis Abeba nach Kigali. Mit Verspätung kamen wir nach fast 20 Stunden Flug in Kigali, der Hauptstadt von Ruanda, völlig übermüdet an. Eliphaz und ein Freund holten uns in Kigali ab und brachten uns mit einem Kleinbus nach Gisenyi im Westen von Ruanda.
Auf die Frage hin, wie lange es noch dauert bis wir in Gisenyi sind, hatten wir die erste Begegnung mit einer „Afrikanischen Stunde“. Mir kam die Fahrt ewig vor. Insgesamt waren es ca. 3 Stunden, von der zuvor erwähnten einer Stunde. In Gisenyi angekommen, haben wir dann unser Hotel bezogen, welches Eli zuvor in seiner Nachbarschaft für uns reserviert hatte. Da es schon spät und Nacht war, haben wir von unserer Unterkunft gar nicht mehr so viel gesehen. Dafür hat es uns am nächsten Morgen fast aus den Schuhen gehauen. Ein wunderschönes kleines Hotel, mit Lodge, am riesigen Kivu-See. Wow, das war super. Der ganze Reisestress war wie weggeflogen.
Nachdem wir gefrühstückt hatten, sind wir von unserem Hotel aus nach Gisenyi zu Fuß gestartet. Sind ja nur „7 Kilometer“. Wir hatten strahlenden Sonnenschein, um die 25 Grad Celsius. Wenn man aus dem bisher kalten Deutschland zumindest zu dieser Jahreszeit kommt, ist das ganz ordentlich.
Als wir losgelaufen sind, waren wir sehr, na ja wie soll ich sagen, beeindruckt. Da war nichts, was uns irgendwie bekannt vorkam. Vor allem auch die Tatsache, dass wir die einzigen Muzungus (Weißen) waren und sich immer gleich eine „Schar von Leuten“, vor allem Kinderum einen versammelte. Auch das Straßenbild mit seinen Bewohnern, alles war fremd.
Doch überall wurden wir freundlich begrüßt mit „Muzungu“. Wir kamen uns vor wie Stars . Vor allem die Kinder waren sehr aufgeschlossen und haben immer den Kontakt zu uns gesucht. Die Verständigung fiel uns schwer. Das Englisch der Einheimischen ist sehr spärlich, jedoch konnte man sich letzt endlich mit Händen und Füßen überall verständigen.
Am Ende unseres Marsches sind wir in einen Regenschauer gekommen, eine willkommene Abkühlung auf die Afrikanische Sonne. In Gisenyi angekommen, haben wir einen kleinen Einkauf gemacht und sind mit den Motorrad-Taxis wieder ins Hotel zurück gefahren. Das war ebenfalls ein Abenteuer, da der afrikanische Fahrstil nicht ganz dem des europäischen entspricht.
Abends waren wir uns einig, dass wir hier einen ganz besonderen Urlaub haben werden.Obwohl hier alles „Anders“ ist, was wir bisher kannten. Lukas, unser Sohn, ist ein Fan von exotischen Tieren und kam auch hier in „Ruanda“ voll aufseine Kosten. Überall gab es kleine Echsen, Geckos, Leguane und so weiter. Lukas war hin und weg. Auch Schlangen hat er entdeckt, die Eli (in Ruanda aufgewachsen) noch nie zuvor gesehen hatte. Lukas findet ziemlich alles, was er sucht. Abends kam Eli noch im Hotel vorbei, um mit uns etwas zu trinken und den nächsten Tag durch zu sprechen. Tagsüber war Eli meist für Projekte von „Friends of Ruanda“ unterwegs.
Am nächsten Morgen, wie jeden Morgen haben wir unser schönes Frühstück am See bei Sonnenschein genossen. Heute war Geld wechseln angesagt. Nach Aussage von Eli kein Problem. Diesmal sind wir die 7 km zur Stadt mit den Mofa-Taxis gefahren. In Gisenyi angekommen, ging es abenteuerlich weiter. Da waren wir wieder die einzigen„Weißen“ unter nur dunkelhäutige Menschen größerer Anzahl. Lag wohl daran, dass wir in Afrika waren. Langsam kamen wir an, in Ruanda.
Ich (Andreas) hatte mir eine Bank ausgesucht, die für mich am „normalsten“ aussah.
Als wir die Bank betraten, war die Bank voll mit Menschen. Ich wurde vom Direktor in sein Büro geholt, was irgendwie ziemlich peinlich war, zumal etliche Leute vor mir„offensichtlich dran“ waren. Na ja, also rein ins Büro und dann ging es in einen VIP-Raum. Der VIP-Raum war ein kleines Büro, wo „zwei Geschäftsmänner“ unheimlich viel Geld zählten. Dachte nur, ichwill doch nur 200€ wechseln. Bis ich endlich drankam, vergingen 45 Minuten. Meine Frau sagte mir später, dass ich in der„Schlange“ wahrscheinlich schneller dran gewesen wäre. Für die 200€ gab es 160 000 Ruandische Francs. Ein riesiger Bündel Geld. Wusste gar nicht wo hin mit so vielen Geldscheinen. Eingekauft haben wir nichts. Irgendwie waren wir überfordert. Also ab aufs Mofa und zurück ins Hotel. Da haben wir uns wieder „sicher“ gefühlt. Obwohl uns unterwegs nie etwas zugestoßen ist.
Am nächsten Tag haben wir einen Besuch im Straßenkinder-Zentrum geplant. Eli hat uns um 11.00 Uhr morgens mit einem Bussle abgeholt und uns in dieses Zentrum mit genommen. Dort angekommen sind wir, vor allem von den Kindern, sehr herzlich willkommen geheißen worden.
Wir haben dort die Verantwortlichen kennengelernt und viel mit den Kindern gespielt. Die Kinder waren „sooo“ süß. Jedoch wurde man schnell von deren Realität wieder eingeholt. Die Kids haben kein zu Hause und würden auf der Straße schlafen, wenn sie hier keinen Platz gefunden hätten. Viele hatten nicht mal Schuhe. Abends waren wir sehr erschöpft und mitgenommen. Wir, als Familie, hatten gemerkt, dass wir viel verarbeiten müssen. Gleichzeitig fühlten wir uns wie im Paradies. Der Urlaub war so schön.
So hatten wir uns im Laufe der Zeit an Afrika gewöhnt, so weit man das eben konnte.
Eines der Highlights war, der Besuch von „Elis“ Geburtsort. Ein kleines Dorf an der grünen Grenze zum Kongo. Wir sind mit dem „Bussle“ so nah wie möglich ans Dorf gefahren. Als die Straße nicht mehr befahrbar war, sind wir zu Fuß weiter gegangen. Da war sie wieder, die afrikanische Stunde. Aus einer Stunde wurden drei. Wir sind durch Dörfer gelaufen und ich war, wie so oft in einer anderen Welt. Ständig war eine Menge von Kindern um einen herum. Ohne zu übertreiben waren es bis zu 40 Kinder, die immer ganz nah bei einem sein wollten. Nach 2-3 Stunden sind wir bei dem ersten, seinem ältesten Bruder angekommen. Herzlicher Empfang mit Essen und Trinken, scheint hier für Gäste an der Tagesordnung zu sein.
Es war sehr emotional dort mit der Familie Zeit zu verbringen. Nicht als Tourist, sondern als Gast. Beim Essen hat es angefangen zu regnen und zu hageln. Unser Weitergehen verzögerte sich um fast 2 Stunden. Als der Regen etwas nachgelassen hatte, sind wir weitergegangen. Laufen, Kinder, laufen, Regen, Kinder. So viele Eindrücke.
Jetzt waren wir endlich am Ziel, das Dorf . Wie viel Zeit war vergangen? 3-4 Stunden, ich wusste es nicht! Es hatte schon angefangen zu dämmern. Bei einem weiteren Bruder angekommen gab es wieder Essen. Man musste ja schon sagen, wie immer. Gegrillter Maiskolben, sehr lecker!!!
Es wurde immer dunkler, und wir waren in einem Gebiet, wo man als Tourist nicht sein sollte, zumindest nicht alleine. Die Grenze zum Kongo, ein Krisengebiet.
Der Bus, der uns abholen sollte, war noch 3-4 Kilometer entfernt. Wir liefen los, um den letzten Abschnitt unserer Tour zu bewältigen. Es war Nacht, plötzlich stand ein Trupp bewaffneter Soldaten vor uns. Eli reagierte gelassen und sagte nur „die kenne ich“, was mich bzw. uns auch nicht unbedingt beruhigte. Alles Mögliche ging einem durch den Kopf. Den Trupp hinter uns gelassen, Richtung Bus. Ahhh, da war er ja, endlich, der Bus.
Das Problem war nur, dass uns später zwei „angebliche Geheimpolizisten“ begegneten und uns zum Bus begleiteten. Sie hatten uns festgehalten, um unsere Ausweise zu kontrollieren. Die Kontrolle galt aber nicht uns, sondern vor allem unseren ruandischen Begleitern. Die Zivilpolizei wollte sicherstellen, dass mit uns, „Muzugus“ alles in Ordnung war und wirz. B. nicht „Gefangene“ von irgendwelchen Rebellengruppen waren. Ich hatte das zwar nicht verstanden, aber auch hier meinte Eli, „alles sei in Ordnung“. Das Gefühl hatte ich langsam gar nicht mehr.
Nach langem hin und her durften wir dann doch den Heimweg antreten. Inzwischen war es 21.00 Uhr und nach einer langen Fahrt ins Hotel neigte sich der Tag dem Ende zu. Wir waren erleichtert, dass auch dieses Abenteuer wieder ein gutes Ende nahm.
Die zwei Wochen Urlaub waren wie im Flug vergangen. Wir hatten noch viele kleine Abenteuer erlebt, viele nette Menschen kennen gelernt und ein Land erlebt, das für Europäer unheimlich fremd ist. Tag für Tag haben wir uns heimischer gefühlt.
Doch leider geht, so wie jeder Urlaub, auch dieser zu Ende. Ich könnte noch so viel erzählen. Gleichzeitig kann man so viele Erlebnisse gar nicht in Worte fassen.
Man muss es erleben. Wir haben den Urlaub sehr genossen. Ich kann sagen, das dieser Urlaub der schönste war, den ich bisher erlebt habe. Die nächste Reise nach Ruanda, Gisenyi, wird schon geplant.
So, dass war eine kleine Zusammenfassung von unserem Urlaub. Wir danken Eli für die Einladung und dem Verein Friends of Ruanda e.V. für Hilfe vor Ort im Land Ruanda.
Familie Zenth.